Horizont
Irgendwann
zur tiefen Nachtzeit
wenn das Stundenglas kippt
und der Delfin
auf Tauchgang geht
wird
meine Seele Kurs aufnehmen
Mit offenen Segeln
lege ich ab
verlasse
die Bucht der Schlafenden
und mein letzter Traum
verweilt
dunkel
zwischen den Tauen am Pier
Nur wenn am Morgen der Hund
mit dem Meerwasserlachen spielt
werden wir uns
dort
begegnen
Bis dahin
bin ich längst
sorgsam eingeflochten
in das vielfache Echo vom Ozean
Weit draußen
tanzen die Lichter
vom noch unbekannten Land
handverlesen
aufgereiht
in der Westwindstille
Irgendwann
Jäh
zerpflückt eine Böe die Rauchfahne,
verwischt beiläufig Gutestubespuren,
wirft die Krähen im Anflug zurück.
Unbedeutung flutet den Nachmittag,
dehnt sich aus, häuft Schweigen an.
Im Morast auf den Fluren glitzern
letzte Lebenszeichen vom Spätlicht,
vereinzelt. Novemberfarbkontraste.
lichtabgewandt
den eigenen raum abschreiten
dorthin gehen
wo alle ecken blind werden
wo fremdes
die stille durchweht
und die farbskala
am eigenen scheitern zerbricht
dort geht es weiter
enthaust
antworten
finde ich nicht
im gestern
dort liegen nur
spiegelbilder
begraben
unverantwortete
ins unlesbare
verkehrte
schneckenhäuser
längst geleert
gesichtslos
unbewohnt
Erinnern
ist mitunter wie
Antworten suchen
im wogenden Scherbenfeld.
Knöcheltief
im Gesternmeer waten.
Mit zerschundenen Füßen
Schwimmzüge denken,
untertauchen
und nichts mehr sagen können,
weil die Zeit
auf der Bahn nebenan
mich bereits überholt hat
Alles kreist
um das
eine
lichtbrechende Wort,
jenen Zeitfunken
in der Mitte aller Worte,
vielgestaltig
ganz
ohne Laut.
Stärke
ist
gelegentlich
der bloße
Eigensinn
eines
Nochnicht.
Manche sind
Passagiere
In einer blinden Welt
Umgeben
Vom Kosmos des Unmenschen
Staatenlos
Ohne Wasser und Saat
Fremdgelebt
Verhungert, Geschunden
Erschossen
Durch Machtgier und Geld
exekutiert
gewidmet all den Menschen, die unter Krieg, Terror, Genozid, Folter und Verfolgung leiden
Ohne Ausweg
Mancherorts
hat das tägliche Leben
Flügel aus Blei.
Der kalkulierte Hass
des Feindes
verbrennt gnadenlos.
Überm(n)acht.
Wer ist der Mensch
(noch) in dieser Welt?
Nahegelegt
ist mir
ein Schmerz
eingehüllt
verwoben
in lichtfarbene Fäden,
dass ich die Botschaft
sehen
ja freilegen
möge
entwirren
mein Herz.
Geborgen
Aufgehoben
bin ich.
Doch lange
war ich
verloren -
im Leerraum
zwischen
den Worten
verborgen.
Abend
Verschattet ist die Wand,
mein Augenmerk
gilt jenem Schweigen.
Sanft nimmt es mich
bei seiner Hand.
Wenn anderswo das Lachen
weiter lacht,
darf ich mich aufmachen,
darf gehen,
zieh´ die ideenbestickten
Kleider aus,
lass´ stressverstaubte
Schuhe stehen.
Das Abenddämmerlicht
verändert Orte
und auf dem runden Tisch
entfaltet sich
traumwandlerisch
ein zarter Blütenreigen,
ein Strauß der stillen Worte.
Für mich.